Urlaub in Sousse, Tunesien 2012
Ultra All Inclusive , 4 Sterne
Reisende: 2 Pärchen, 24 Jahre, Studenten
Reisende: 2 Pärchen, 24 Jahre, Studenten
Tunesien im September 2012. Keine gute Zeit zum Urlaub machen? In unserem Hotel zwei Autostunden von Tunis entfernt, haben wir von den Demonstrationen und Ausschreitungen vor der amerikanischen Botschaft nur in den Nachrichten gehört.
Drei Tage später hatte sich die Lage soweit entspannt, dass man (laut Reiseleiterin zumindest) wieder unbesorgt Ausflüge in die Stadt machen konnte. Das haben wir auch getan, ist trotzdem nicht sehr zu empfehlen. Oder nur, wenn es einem nichts ausmacht in chinesischer Tradition aus dem Bus ausgespuckt zu werden, ausgestattet mit nett gemeinten Ermahnungen wie "Wenn nicht pünktlich zurück, Bus fährt ohne Ihnen!". Also hetzt man in einer Stunde durch die (sicherlich wunderschöne) Altstadt von Tunis, wirft hier mal einen Blick in eine Seitenstraße, weicht dort einem Rudel Händler aus, und wagt kaum anzuhalten. Man will schließlich ein bisschen Kultur sehen, gern in Form einer Moschee. Da durften wir aber leider nicht hinein. Deshalb folgten wir einem hilfsbereiten Teppichhändler, der unsere Verzweiflung witterte, erst in seinen Laden, dann auf das Dach desselben und genossen von dort aus einen wunderschönen Blick über Dächer und Minarette. Die Hilfsbereitschaft des Teppichhändlers hatte ihre Grenzen, als wir uns nämlich verabschiedeten und ihm dankbar ein paar Dinar in die Hand drücken wollten. "Zu wenig!", knurrte er. Wir kratzen noch ein paar Münzen zusammen und flohen ins Gewirr der Straßen, zurück zum Bus. Es folgte ein Stopp in Karthago, was vielversprechend klingt, es aber nicht ist. Ein paar antike Steintreppen, abgeschlagene Steinköpfe ohne Körper, Steinkörper ohne Köpfe. Insgesamt sehr viele Steine. Danach durften wir uns noch kurz an Sidi Bou Said erfreuen, einem wirklich hübschen Dörfchen ganz in Blau und Weiß, wo sich schon Macke und Klee inspirieren ließen. Fazit: Die 45 Euro für den Tagesausflug kann man in individuellen Ausflügen besser anlegen.
Ansonsten bietet Tunesien alles, was das Pauschaltouristenherz höher schlagen lässt. Zuverlässiges Wetter auch noch im September, eine schöne Hotelanlage die man theoretisch nie verlassen muss, fliegende Händler am Strand und hartnäckige Animateure. Buffet und Cocktails sind keine kulinarische Offenbarung, aber das darf man auch nicht erwarten. Auch, dass die Tunesier dringendere Probleme haben als eine geregelte Müllabfuhr, ist nicht zu übersehen. Müllhaufen links und rechts der Straßen sind ungewohnt, aber nicht untypisch.
Ein Nachmittag im Souk sollte nicht fehlen, ist aber nichts für schwache Nerven. Wen die Mentalität der Arabischen Händler überfordert, für den wird der Altstadtbesuch schnell zum Spießrutenlauf. Alle anderen können ihr Talent beim Feilschen ausprobieren. Dass man wirklich ein Schnäppchen gemacht hat weiß man, wenn das Gegenüber griesgrämig die Fäuste schüttelt.
Abschließend bleiben noch drei Dinge zu sagen: Erstens, nicht vom Taxifahrer übers Ohr hauen lassen. Zweitens, die lustigen aufblasbaren Riesensofas, mit denen man sich übers Meer ziehen lassen kann, sehen harmloser aus als sie sind. Nur für Leute mit unempfindlichen Nackenknochen. Drittens, Tunesien ist auf jeden Fall eine Reise wert.
von
Ulrike Abraham
Ulrike Abraham
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